Bosch optimiert Ersatzteillogistik am Standort Karlsruhe. Dem Hofchaos ein Schnippchen geschlagen

Der Automobilzulieferer Bosch hat am Standort Karlsruhe für eine logistisch optimale Belieferung seiner Aftermarket-Kunden ein kombiniertes Yard- und Zeitfenstermanagement von Cargoclix eingeführt. Unter dem Strich steht eine deutlich höhere Transparenz und Wirtschaftlichkeit bei der Verwaltung von Trailern, Wechselbrücken und Containern.

Warteschlangen an der Rampe. Das Thema steht bei nahezu jedem Logistiker in Industrie, Handel und Dienstleistung ganz oben auf den Agenda. Doch das ist nur die eine Seite der Medaille. Dem Chaos an der Rampe folgt meistens das Chaos auf dem Hof, wenn Container und LKW-Aufbauten kreuz und quer abgestellt und zwischengeparkt werden und niemand mehr weiß, wo eigentlich welche Ware steht. Die Robert Bosch GmbH hat beide Probleme gelöst. Seit etwa einem Jahr ist im Bosch Geschäftsbereich Automotive Aftermarket die neue softwaregestützte Lösung zum Yard- und Zeitfenstermanagement in den Lägern in Karlsruhe und in Kandel im Einsatz, die zusammen mit dem Logistikmarktplatz Cargoclix im Rahmen einer Entwicklungspartnerschaft entstanden ist. Schon seit dem Jahr 2010 organisiert die Robert Bosch GmbH mithilfe von TimeSlot seine Rampen an insgesamt zehn Standorten. Um die Anforderung von Bosch zu erfüllen, haben die Entwickler von Cargoclix kurzerhand das bestehende System „TimeSlot“ für das Zeitfenstermanagement um ein Trailer- und Yardmanagement erweitert. Entstanden ist ein neues, integriertes Gesamtsystem, das sämtliche Trailer, Wechselbrücken und Container auf dem Werksgelände von Bosch in Karlsruhe verwaltet und steuert – beginnend von der Anmeldung an der Pforte, über die Platzierung auf dem Parkplatz bis hin zur Entladung an der Rampe sowie der Leergutsteuerung.

Die Trailer, Wechselbrücken oder Container werden mit Hilfe des neuen Yardmanagements auf eigens eingerichteten Abstellplätzen geparkt – dies ist der Kernpunkt der neuen Lösung. Durch die Integration in das Zeitfenstermanagement kennen die Bosch- und auch die Speditions-Mitarbeiter den exakten Abstellplatz auf dem Hof ganz genau und wissen, welche Einheiten wann und wohin bewegt werden müssen. „Wir profitieren von einer vollständigen Transparenz sowohl über sämtliche Ladeeinheiten als auch zur Steuerung der zuständigen Logistikdienstleister“, sagt Heinz Baureis, Abteilungsleiter für Transportlogistik bei Bosch in Karlsruhe. „Darüber hinaus können wir Spitzenlasten auf sehr gute Weise glätten und eine gleichmäßige Verteilung der Lieferverkehre auf unserem Werksgelände erreichen.“

Logistikdienstleister in das Konzept integriert

Bis zum heutigen Zeitpunkt hat Bosch im Bereich der Trailer und Wechselbrücken etwa 50 Prozent seiner Logistikdienstleister in das neue Konzept integriert – Tendenz weiter steigend. „Wir achten aber auch sehr darauf, ob der Einsatz im Einzelfall auch wirklich Sinn macht“, erklärt Tobias Schmider, der bei Bosch Karlsruhe für die Umsetzung des integrierten Yard- und Zeitfenstermanagements verantwortlich ist. Sind beispielsweise die Anlieferfrequenzen oder die Mengen zu gering sind, lohnt sich eine Integration dieser Dienstleister in der Regel nicht.“ Etwas anders sieht es bei den Seefracht-Komplettcontainern aus: Hier sind bereits mehr als 80 Prozent in das System integriert, diesen Wert will Bosch mittelfristig bis auf 100 Prozent ausbauen.

Die angeschlossenen Spediteure buchen zunächst bestimmte Zeitfenster für ihre anzuliefernden Transporteinheiten in das System ein. Passieren die LKW dann die Messpunkte an der Bosch-Pforte, bekommen sie einen genauen Stellplatz auf dem Werksgelände zugewiesen. Mitarbeiter des Wareneingangs ziehen aus diesem Parkplatz über Cargoclix dann die dort abgestellten Container, Trailer oder Wechselbrücken an das zutreffende Ladetor und melden nach Abschluss des Abladevorgangs dem System den Zustand „leer“ zurück. Die leere Transporteinheit verlässt mit einer neuen fahrenden Einheit das Werksgelände wieder über die Pforte und geht zurück in den Kreislauf des Spediteurs. Die Logistikdienstleister erhalten individuell einstellbare Statusinformationen sowie automatische Abrufaufträge direkt über das Time-Slot-System und auf Wunsch auch per E-Mail.

Umstellung vom Push- zu einem Pullsystem

„Wenn unsere Spediteure die abgesattelten Einheiten bei uns auf dem Werksgelände abgestellt haben, müssen diese innerhalb definierter Zeiten entladen werden“, erklärt Schmider. „Denn wir möchten die Ware nach der Entladung schnellstmöglich verfügbar haben und lange Wartezeiten vor und während der Entladung vermeiden.“ Maximal zwei Tage können die Transporteinheiten auf dem Bosch-Gelände geparkt sein können. Von Vorteil ist, dass sowohl die Zugmaschinen als auch die Fahrer sehr viel schneller wieder im Einsatz sind. Im Vergleich zu einer ebenfalls denkbaren RFIDgestützten Lösung sind diese Investitionen für alle Beteiligten deutlich geringer. Darüber hinaus müssten hier die Systeme der Logistikdienstleister an RFID angepasst und ein durchgängiger Einsatz dieser Technik gewährleistet werden.

Durchschnittlich rund 120 Einheiten pro Tag werden in Karlsruhe auf diese Weise im Wareneingang gesteuert, am Standort Kandel kommen noch einmal etwa 80 täglich hinzu. „Bosch ist mit dem neuen System und der damit verbundenen Umstellung von einem Push- zu einem Pullsystem in der Lage, die Transporteinheiten von deren Ankunft in aller Regel am Containerterminal im nahegelegenen Wörth bis zum Verlassen des Werksgeländes lückenlos sowie in Echtzeit verfolgen zu können“, ergänzt Dr. Victor Meier, Geschäftsführender Gesellschafter bei Cargoclix. „Das System ist flexibel einstellbar und stellt seinen Nutzern die Informationen vollautomatisch zur Verfügung.“ Und auch der Logistikdienstleister seinerseits profitiere via Internet-Anbindung jederzeit von der vollen Transparenz über den Aufenthaltsort seiner Container, Trailer oder Wechselbrücken. Durch die einfache Verfügbarkeit des entsprechenden Datenmaterials sei außerdem eine sehr viel bessere Kommunikation zwischen den Beteiligten möglich, die Anzahl der Fehler reduziere sich deutlich.

Automotive Aftermarket am Bosch-Standort Karlsruhe

Im Bosch-Unternehmensbereich Kraftfahrzeugtechnik steuert der Geschäftsbereich Automotive Aftermarket die weltweite Bereitstellung, die Logistik und den Verkauf von Kfz-Ersatzteilen, Werkstattausrüstung sowie Bosch-Produkten für die Nachrüstung. Das Leistungsspektrum wird ergänzt vom technischen Kundendienst für Kfz-Erzeugnisse und –Systeme.

Rund 1.300 Mitarbeiter sind am Bosch-Standort Karlsruhe beschäftigt, davon etwa 300 im Lagerbereich. Insgesamt 95.000 Palettenplätze und 160.000 sogenannte Greiflagerplätze stehen für die logistische Abwicklung der rund 400.000 unterschiedlichen Artikel zur Verfügung. Von Karlsruhe aus bedient Bosch vor allem den sogenannten Independent Aftermarket, also den freien Handel. Die Belieferung der Automobilhersteller beziehungsweise Erstausrüstungskunden erfolgt vom nahegelegenen Standort in Kandel direkt in deren Ersatzteilläger.

Cargoclix TimeSlot

Cargoclix ist ein neutraler Internetmarktplatz für die elektronische Ausschreibung von Transporten sowie ein Anbieter von modularen Zeitfenstermanagement-Systemen. Die Dienstleistungspalette der Logistikplattform „Cargoclix Tender“ umfasst weltweite Ausschreibungen von Kontrakten für Transporte auf Straße, Schiene, Luftfracht, See- und Binnenschifffahrt, Kurier-Express- Paketdienstleistungen sowie Logistikdiensten, wie zum Beispiel Lagerei. Zentrales Produkt des Geschäftsbereichs Zeitfenstermanagement ist die modular anpassbare Software „TimeSlot“ zur Optimierung der Abläufe an der Rampe. Die Zusatzfunktionalität Trailer- und Yardmanagement, verwaltet und steuert sämtliche Container, Wechselbrücken und Trailer, beginnend von der Anmeldung an der Pforte, über die Platzierung auf dem Parkplatz bis hin zur Entladung an der Rampe sowie der Leergutsteuerung.

Das Unternehmen wurde 1998 in Niefern bei Pforzheim gegründet und hat heute seinen Sitz in Freiburg i.Br. Mit über 23.000 registrierten Mitgliedern aus Industrie, Handel und Spedition gehört Cargoclix zu den führenden internationalen Ausschreibungsplattformen für Logistikdienstleistungen.

Systemvoraussetzungen: Internetanschluss

Schnittstellen: bei Bedarf zu ERP, Lagermanagement, etc. möglich

Buchungskosten pro Slot: 50 Cent

Projekt:
Bosch optimiert Ersatzteillogistik am Standort Karlsruhe Dem Hofchaos ein Schnippchen geschlagen

Kunde:
Bosch